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go-e-Charger und PV-Überschussladen


Update 02.10.2023: Mittlerweile habe ich eine funktionierende Software-Lösung für PV-Überschussladen mit dem go-e-Charger, siehe go-e-pvsd läuft bzw. gleich die GitLab-Projektseite von go-e-pvsd :-)


Demnächst werde ich E-Auto-Fahrer. Nach über 11 Jahren bekommt mein VW Up als Nachfolger einen Opel Corsa E. Außerdem gibt’s demnächst auch noch eine PV-Anlage aufs Dach. Zeit also, sich mit dem möglichst effektiven Nutzen des selbstgemachten Stroms auseinanderzusetzen. Denn die Anlage muss ganz schön lang laufen, und ganz schön viel Strom erzeugen, um sich zu armortisieren.

In Vorbereitung der hoffentlich baldigen Lieferung des E-Autos habe ich schonmal eine Ladestation installiert. Meine Wahl fiel auf den go-eCharger HOMEfix, der schon verschiedentlich Testsieger war, und nettwerweise auch vergleichsweise günstig zu haben ist. Außerdem wirbt die Firma mit „Photovoltaikanbindung über [die] offene API-Schnittstelle (Programmierung erforderlich)“.

„Programmierung erforderlich“ – alles klar. Das werde ich wohl hinbekommen. Also: Was braucht es denn?! Die Handy-App zum Einstellen der Ladestation hat zum einen einen „Mit PV-Überschuss laden“-Schalter für den „Eco-Modus“, als auch einige Einstellungen dafür, wie denn mit PV-Überschuss genau umgegangen werden soll:

Einstellungen für den „Eco-Modus“ in der go-e-App Einstellungen für das „PV-Überschussladen“ in der go-e-App

Also kann es ja eigentlich nur noch darum gehen, der Wallbox mitzuteilen, was der Wechselrichter gerade macht, bzw. welche Leistung gerade von den Solarzellen kommt, was verbraucht wird und was gerade übrig ist (also ins Netz eingespeist wird). Oder?!

Wie geht denn nun PV-Überschussladen mit dem go-e-Charger?

Es gibt eine offen dokumentierte API, die man u. a. via HTTP ansprechen kann. Klingt doch gut! Dann muss man doch sicher nur die aktuellen Daten vom Wechselrichter bzw. Smart Meter holen, passend verpacken, und der Wallbox mitteilen. Das sollte ja nun kein Problem sein.

Die Dokumentation der API-Schlüssel (Stand heute) ist ein bisschen spärlich, aber es gibt welche, die so aussehen, als wären sie die richtigen bzw. hätten zumindest mit dem PV-Überschussladen zu tun:

lpscRmillisecondsStatuslast pv surplus calculation
invaRmillisecondsStatusage of inverter data
pgridRoptional<float>StatuspGrid in W
ppvRoptional<float>StatuspPv in W
pakkuRoptional<float>StatuspAkku in W

… aber die sind doch alle „R“! Sollten da nicht ein paar „R/W“ sein?! Wie soll ich denn bitte dem Ding sagen, was gerade übrig ist?! Fragen wir doch mal den Support. Die werden mir ja sagen können, wie man die PV-Überschuss-Anbindung implementieren muss.

Und tatsächlich kam auch eine Antwort:

Hallo Herr Leupold,

vielen Dank für Ihre Anfrage!

Im Grunde müssen dem go-eCharger in der Tat die Daten des Wechselrichters (oder einer anderen Messeinrichtung) verständlich weitergegeben werden.
In der Regel wird das ganz einfach und simpel mit den Parameter amp (Ladestrom in 1A-Schritten) und frc (Ladefreigabe Ja/Nein).

Die PV-Parameter gelten als Vorbereitung auf den bald kommenden go-eController und sind noch nicht vollständig implementiert.
Der go-eController wird unsere allgemeine Lösung zum Überschussladen sein: https://go-e.com/de-de/produkte/go-e-controller

Für weitere Frage und Anliegen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

PV-Überschussladen mit dem go-e-Charger: Stand jetzt wohl eher Vaporware

Also kurz gesagt: Ich kann dem go-e-Charger via API sagen, mit wieviel Ampere er ausspucken soll, und ob oder ob nicht er laden soll. Und das war’s. Heißt: Die komplette Logik und Regelung muss extern implementiert werden, und das Ding macht selber überhaupt nichts im Puncto PV-Überschussladen.

Heißt: Will man das machen, was hier mit der Voraussetzung „Programmierung erforderlich“ beworben wird, dann ist die Ladestation nichts anderes als eine schaltbare Steckdose. Die Arbeit muss ich selbst machen. Und die Einstellmöglichkeiten in der App sind vollkommen funktionslos. Weil es keine Möglichkeit gibt, der Ladestation irgendwelche Parameter einer PV-Anlage zu übermitteln.

Das finde ich dann doch etwas befremdlich. Wieso enthält eine Steuer-App Optionen ohne Funktion?! Und warum veröffentlicht man API-Schlüssel, die man überhaupt nicht nutzen kann?!

Um das zu erreichen, was hier meiner Wahrnehmung nach beworben und auch in der App-Oberfläche angeboten wird, wird auf ein noch nicht verfügbares zusätzliches Produkt verwiesen und auf zukünftige Entwicklung der API. Ich muss sagen, dass ich mir das anders vorgestellt hatte.

Es geht wohl schon … aber

Um tatsächlich mit dem go-e-Charger PV-Überschussladen zu realisieren, bleibt einem Stand jetzt wohl nichts anderes übrig, als die komplette Steuerung und Logik selbst zu implementieren, oder auf bestehende Lösungen wie OpenWB oder evcc zurückzugreifen. Ausprobiert habe ich bisher noch gar nichts, es gibt ja bisher weder ein E-Auto, noch eine PV-Anlage.

Und die von evcc fordern für die Anbindung eines go-e-Chargers ein kostenpflichtiges GitHub-Sponsoring von mindestens 2 $ pro Monat (sofern ich das richtig verstanden habe). Bei aller Liebe: Dafür bin ich Open-Source-Entwickler zu viel. entweder mache ich Open Source, oder ich lasse es. Es ist vollkommen legitim, mit Open Source auch Geld zu verdienen. Aber da kann ich ja dann auch gleich ein kommerzielles Closed-Source-Produkt anbieten, wenn ich die Nutzung von einer fortlaufenden Zahlung abhängig mache. Und nein, ich mache mir nicht die Mühe, den entsprechenden Check aus dem Quellcode zu werfen, und den Kram dann ohne Zwangszahlung zu bauen.

Bleibt abzuwarten, was diesbezüglich seitens go-e noch kommt. Aber den momentanen Zustand finde ich ernüchternd.