nasauber.de

Blog

StasiVZ

Update vom 20.12.2007

Nur weil mein Weblog der erste Treffer bei Google ist, wenn man da nach „StasiVZ“ sucht, heißt das nicht, daß dieser Beitrag, der vor fast einem Jahr geschrieben wurde, die zentrale Anlaufstelle für Kritik an meiner Meinung und meiner Person und die Abladestelle für sämtlichen Frust rund ums StudiVZ ist.
Wer mit der hier geschilderten Meinung nicht übereinstimmt (das tue ich mittlerweile selbst nicht mehr ganz, ich verweise hier auf einen späteren Eintrag), dem sei seine Meinung freigestellt – bloß möge er mit bitte meine Meinung auch freistellen.

Bitte erst denken und/oder die bisherigen Kommentare lesen, bevor hier irgendwas gepostet wird. Danke.


„Wie, du bist nicht im StudiVZ?!“ Heutzutage ist man nicht mehr gesellschaftsfähig, wenn man nicht im StudiVZ ist. StudiVZ – das Markenzeichen einer neuen, hippen, iPod-Web-2.0-Generation (warum das „i“ nicht im StudiVZ ist, wundert mich ehrlichgesagt).
Was ist das eigentlich für ein Laden? Nach dem, was ich so gehört habe, ein „soziales Netzwerk“ für Abiturienten, Absolventen und Studenten. Na gut. Also eine Seite, wo hunderte (tausende? Millionen?) arglose, nichtswissende und -ahnende Abiturienten, etc., ihre persönlichen Daten preisgeben und auf einem Server speichern, der irgendwo steht und von irgendwelchen Leuten betrieben wird. Soweit meine eingefahrene, vorurteilsbehaftete, konservative CSU-Stammtisch-Meinung. Ohne das StudiVZ bis dahin gesehen zu haben, wohlgemerkt.

Davon lassen wir mal die Finger. Was lese ich also vor kurzem auf heise? „Datenleck beim StudiVZ“. Um nur ein Beispiel zu nennen, was mir gerade so einfällt. Ich zitiere (unter Angabe der Quelle – Heise, bitte verklag mich nicht ;-):

Wie der Paderborner Blogger Jörg-Olaf Schäfers berichtet, lassen sich auch die explizit als nicht öffentlich gekennzeichneten Profildaten der StudiVZ-Mitglieder abrufen. Es genügt eine leichte Änderung der URL des gesperrten Profils, um auf Freundeslisten, Gästebücher und andere Daten zugreifen.

Mittlerweile wurde die Lücke geschlossen. Aber sollte einen sowas nicht ins Grübeln bringen, wenn man nicht schon vorher darüber nachgedacht hat?!

Nun gut, mittlerweile hat die Neugier gesiegt, und ich habe mich auch – wohlgemerkt nur, um ab jetzt mit Grundlage über diese Seite schimpfen zu können – beim StudiVZ angemeldet. Gestern. Heute habe ich den Account wieder gelöscht. Weil was da abgeht, geht mir eindeutig zu weit. StasiVZ eben.

Es ist zwar schön und gut, wenn man sich nur mit Namen und Hochschule anmeldet, den mindestens erforderlichen Daten eben. Aber Was ist dann? Ein Foto. Na gut, da kann man ja eines nehmen, wo man nicht so ganz eindeutig drauf sichtbar ist. Aber dann? Gehen wir doch in die Gruppe „Schiller-Gymnasium Hof“. Da hab ich Abi gemacht. Und gleich noch in die Gruppe „Abi 2002 am Schiller“. Schön – diese Daten über mich sind ohnehin frei zugänglich, schließlich gibt es ja unsere Abihomepage http://www.abi2002amschiller.de/.
Aber wenn man die Geschichte mal weiterspinnt … wo kommt man dann hin? Man geht in viele Gruppen, die einem gefallen, gibt vielleicht noch ein paar persönliche Daten an … und Stück für Stück entsteht ein für jeden nachvollziehbarer Eindruck meines Charakters, meiner Interessen, und was ungleich gefährlicher ist: der Kontakte zu Leuten, mit denen ich was zu tun habe.

Was bitte geht das irgendwen an?!

Meine Freunde und Bekannte wissen das ohnehin. Welchen Grund habe ich also, das ganze noch im Internet zu dokumentieren? Auf einem obskuren Server von irgendwelchen obskuren Leuten?
Nein Danke. Und wenn man nochmal ein bißchen weiterdenkt … es ist zwar schön, wenn man ein „unscheinbares“ Foto hochlädt. Aber wer hält jemanden davon ab, das Foto von der letzten Party, wo ich in meiner eigenen Kotze liege mit einem unanständigen Spruch auf dem Rücken, der da mit Lippenstift hingeschrieben wurde? Und das ganze mit meinem Namen und meiner Telefonnummer verlinkt? Das Häkchen über dem Upload-Knopf, das versichert, daß das Bild „keine fremden Urheberrechte verletzt und kein unanständiges Bild ist“? Sicher nicht.

Dazu wird sauber alles mitgeloggt, was ich auf der Seite tue. Welche Seiten ich mir angeschaut habe, was ich geschrieben habe, was ich bekommen habe … ich will gar nicht wissen, was da alles so „auf Vorrat“ gespeichert wird. StasiVZ.

Alle schimpfen über „Polizeistaat“ und den „Gläsernen Bürger“. Das ist ja wohl die Höhe! Wo bleibt meine Privatspäre?! Aber auf so einer Seite stellen sich tausende Leute freiwillig bloß und versorgen die ganze Welt haarklein mit allen möglichen Informationen.
„Elektronischer Exibitionismus“ und „virtueller Voyeurismus“ in Reinkultur (wie es Tobias Böhm so passend ausgedrückt hat, als ich gerade mit ihm gechattet habe ;-)

Man sollte sich wirklich mal Gedanken darüber machen, was man mit seiner Privatsphäre anstellt. Ganz besonders im Bezug aufs Internet. Schließlich hängt ja an seine Haustür auch keiner eine Liste mit allen seinen Freunden und Interessen.

Aber zumindest die Personalabteilungen von Firmen werden das StasiVZ begrüßen. Weil da kann man – wohlgemerkt ohne irgendwas gehackt zu haben; einfach nur aufgrund der „harmlosen Daten“, die für jeden einsehbar sind, sich ein wunderbares Bild von einem Bewerber machen. Die kann man wunderbar von Bots sammeln und aktualisieren lassen. Vielleicht gibt's ja mittlerweile schon eine Firma, die das macht?
Allein die Gruppen, in denen man ist, die Freunde, die man hat, wieviele es sind, wo sie sind … „ganz harmlose Daten“ also, dann vielleicht noch ein paar Bilder? Was man auf seine „Pinwand“ schreibt … da kann man einiges zusammentragen, oder?
Sehr treffend faßt das ein netter Weblog-Eintrag zusammen, den ich gerade geschickt bekommen habe. Nicht übers StasiVZ übrigens.

Denkt mal drüber nach, Leute …

Update:

Wie ich gerade auf der Stern-Homepage gelesen habe, wurde das StudiVZ an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkauft. Siehe hierzu auch den Artikel auf Heise oder Spiegel Online. Je nach Quelle für 80 bis 120 Millionen (!) €.
Dazu sag ich nur Honny soit qui mal y pense – oder zu gut Deutsch: Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Na, dann „gruschelt“ mal schön weiter …